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Was bringt ein Künstler von einem Aufenthalt am Meer mit? Und was, wenn es der Atlantik mit seinen vorgelagerten Felseninseln ist, dem „Haufen Erbsen“ oder dem „Schlund des Löwen“ wie sie in der Übersetzung heißen müssten?
Neue, ungeahnte Dimensionen bieten sich dem Auge: ausgewaschene, schroffe Felsformationen, von Gischt sanft umspültes, weiches Gestein, in der Bewegung des Wassers wogende Pflanzen und Meerestiere, alle Farbschattierungen des Sandes im Muster der Gezeiten, unerwartetes „Strandgut“, genießbares und ungenießbares.
Getreu der Maxime „Altes bewahren und Neues schaffen“ - entstehen Objekte, die unsere Phantasie anregen und uns aus dem kontemplativen Kunstgenuß holen. Meine Epaves fungieren als „Meilensteine auf dem Weg durch die Phantasie“, denn meine Fundstücke lassen sich entdecken, man kann mit ihnen umgehen, sie verstoßen, vielleicht über sie stolpern, vielleicht lassen sie sich aber auch in die verschüttete Traumwelt des Einzelnen integrieren.
Meine Tellergerichte sind ein kunstvolles und ästhetisches Arrangement von Farben und Formen für vollendeten Genuss.
Mein Eyefood täuscht das Werk eines äußerst geschickten Konditors oder Traiteurs vor und ist doch nur eine Mutation von Alt-Bekanntem: eine Filzunterlage mutiert zu einer leckeren Pastete, ein Stückchen Schwamm zur lockeren Mousse.
Meine künstlerischen Welten sind Grenzgänger zwischen Imaginärem und Faktischem, Fiktion und Wirklichkeit, Realem und Projektiertem, Illusionistischem und Alltäglichem.
Die prähistorischen Skulpturen, Kleinplastiken und die Höhlenmalereien regten mich immer schon an und ich übernahm ihre charakteristischen Elemente in meine eigene Formensprache.
So entstanden vor Jahren schon Skulpturen, denen man die geistige Wiege noch entfernt anmerkt.
Die Höhlenmalerei verwendet Piktogramme, d.h. Zeichen wie Pfeile, Striche, Punkte, Handabdrücke, Handumrisse kurz Zeichen, deren Bedeutung uns leider verloren ging. Die Höhlenmalerei stellt Tiere dar, flüchtende, kämpfende, gehende, springende, ziehende,…. Es scheinen auch charakteristische Situationen dieser Tiere aufgegriffen, wie das Jagen der Beute oder tragende Muttertiere.
Manchmal, wenn auch sehr selten, finden wir den Menschen als Jäger in Form eines „Strichmännchens“, manchmal auch als Fruchtbarkeitsgöttin, manchmal auch mit überproportionierten Fortpflanzungssymbolen.
Die prähistorische Malerei verwendet Farben, die sie in ihrer Umgebung findet: Rot- und Gelb-, Ocker- und Brauntöne aus dem Boden, Schwarz von der Holzkohle. Grün- und Blautöne fehlen meines Wissens.
Die Linien scheinen flüchtig, rasch gezogen, die Flächen erscheinen leicht, wenig kompakt in ihrem Farbauftrag.
Die Darstellungen zeichnen sich durch große Prägnanz aus. Auch wenn sie nicht immer vollständig erhalten sind, so zeigen sie doch äußerst charakteristisch die Besonderheiten des Dargestellten. Sie zeigen auf hohem Abstraktionsniveau, dass ein Bison kein Mammut ist und ein Rind kein Mammut: die Darstellungen sind eindeutig.
Die Tatsache, dass wir so wenig wissen über die Hintergründe zur Entstehung der Höhlenmalerei, macht sie umso spannender und geheimnisvoller.
Kein Wunder, dass sie uns so ansprechen.
In meinen Arbeiten finden wir das fliehende Pferd, es setzt zum Sprung an, die Umrisslinie ist in einem Strich gezogen, sicher in der Linienführung, leicht und flüchtig der Strich. Dieses Tier bleibt nicht stehen - so der Eindruck.
Der Reiter vor meinem Pferd: Mit nur ein paar Strichen erahnen wir den Flüchtenden, er ist niemals schwerfällig. In seinen sanften Erdtönen hebt er sich von seinem Untergrund bzw. Hintergrund ab, steht aber in keiner Weise im Gegensatz zu ihm. Dabei ist es ganz gleichgültig, ob Tier und Mensch etwa den Gesetzmäßigkeiten der Perspektive unterliegen – sie gehen in der Zeichnung in einander über, unabhängig von Zeit und Raum. Sie sind einfach mit ihrem Hintergrund und Lebensraum verbunden und gehören zusammen.
Vom Mensch in seiner Individualität ist nur eine Art ungenaues Schattenbild geblieben, alle besonderen Merkmale sind wegabstrahiert. Es bleibt irgendein Mensch, ein namenloser, gesichtsloser Mitmensch inmitten seines Universums.
Auf diesem Hintergrund entstanden auch meine Köpfe: Ihnen gemeinsam ist ein jeweils besonders herausgearbeitetes Charakteristikum: beim einen ist es die Nähe zur Röntgenaufnahme, die den Kopf in seinem knöchernen Aufbau betonen, bei einem andern ist es die Wut oder der Befehl, der hinter diesen überzogenen Linien zu uns schreit; bei einem weiteren etwa die Sehnsucht in die Ferne zwischen einengendem Rahmen…. Auch in diesen Köpfen sind wir den Weg zur Abstraktion ein Stück weiter gegangen, wenn wir bedenken, dass die situative Einbettung fehlt, nur noch ein besonderes Element herausgegriffen wird – es allein schon Aussage genug ist.
Gehen wir diesen Abstraktionsweg weiter und übergehen wir unnötige Details, barocke Schnörkel, ablenkende und ausschmückende Nebenkriegsschauplätze, so finden wir zu den Farb- und Strukturkompositionen in eben diesen Erdtönen, die uns schon begegnet sind. Wir finden die Nuancen des Gesteins bei genauem Betrachten, wir finden etwa die Flugbahn von Blättern im Wind, wir finden die Farbfolge der Schichtungen von Naheliegendem bis in die Ferne, wir finden auch Farb- und Strukturspiele, wie sie etwa Wind und Wellen in den Sand zeichnen.
Überlegungen eines Restaurators während seiner Arbeit
in: Timo Schuhmacher, Kilianskirche Waldbach, 2006
Der Altar in Frankfurt-Schwanheim
in: Denkmalpflege und Kulturgeschichte, 2/2003
Über die Alterung und Erhaltung von Kunstwerken, oder: „ Bitte nicht berühren“
in: Der Palmesel, Geschichte, Kult und Kunst, Schwäbisch Gmünd, 2000
Der Hebsacker Flügelaltar,
Hebsack-Rohrbronn 1999
Die Restaurierung eines Tafelgemäldes aus der Werkstatt des Hans Leonhard Schäufelein,
in: Restauro, 1/1989
Ernst Strasser
Hermann Petersohn, ein Maler von Hildegards Visionen
in: Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz, 1980
Claudia Sybille Hermann
Die Buchmalerei - nicht nur eine Kunst des Mittelalters
in: Das Münster 4/ 1988